Klaus Peter Lohest ist Sozialpolitiker, von 2003-2011war er Abteilungsleiter im Sozialministerium Rheinland-Pfalz und dort auch für die Pflege zuständig. Zwar ist er aktuell als Leiter der Familienabteilung nicht mehr politisch mit Gesundheits- und Pflegethemen befasst, dafür hat ihn die Problematik privat erwischt.
Seine Tante, die über zehn Jahre an Demenz erkrankt war, wurde längere Zeit von ihm und seiner Frau betreut. Zunächst hatte das vor allem die Mutter seiner Frau übernommen und als das nicht mehr ging (legale) polnische Unterstützerinnen. „Wer sich davon eine nachhaltige Hilfe erhofft, ist schnell enttäuscht. Die nicht qualifizierten und aus persönlicher (Geld-)Not arbeitenden Frauen, die zudem häufig wechseln, sind mit Menschen mit Demenz völlig überfordert und können nicht auf deren Belange eingehen. Das beginnt mit der Sprache und geht weiter über die Gestaltung des Tages. Einerseits fordern wir kultursensible Pflege, andererseits setzen wir Menschen aus einem anderen Kulturkreis bei unseren Angehörigen ein, weil wir nicht anders weiter wissen. Denn das reguläre System hilft nicht. Entweder Heim oder bezahlbare ausländische Unterstützerinnen.“, so seine Erfahrung.
Schließlich bekamen sie einen Platz in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Demenzkranke. Seine Tante, der er sehr nahe stand und die ihn bevollmächtigt hatte, hatte sich dort gut eingelebt und alle konnten aufatmen. Bis zu dem Tag als sie nach einem Sturz aus dem Bett, zur Abklärung in die Chirurgie des Universitätsklinikums Mainz eingeliefert wurde. Es dauerte mehrere Tage bis alle Untersuchungen abgeschlossen waren, und fest stand, dass sie bis auf eine leichte Gehirnerschütterung keine körperlichen Schäden davon getragen hat. Doch von diesen wenigen Tagen im Krankenhaus hat sie sich nicht mehr erholt. Im Februar 2012 ist sie schließlich verstorben.
„Diese schrecklichen Erlebnisse haben mich zum Pflegeselbsthilfeverband geführt, wo ich nicht nur ein offenes Ohr fand, sondern auch MitstreiterInnen gegen die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Menschen mit Demenz. Gemeinsam mit Frau von Stösser und anderen haben wir die Kampagne „Klinik mit Geist“ ins Leben gerufen. Ihr, meiner Tante Mia, bin ich es schuldig, für Verbesserungen zu kämpfen. Mein Appell an alle die sich betroffen fühlen: Setzten Sie sich mit uns für menschenwürdige Pflege ein. Unterstützen Sie diese Initiative des Pflege-SHV.“
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