Altenpflege vor dem AUS

Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hat das Wort "Pflexit" auf den dritten Platz der Wörter des Jahres 2021 gesetzt. © Getty Images/absas

40 Prozent der Mitarbeiter in der Altenpflege erwägen den Ausstieg. So das alarmierende Ergebnis einer Befragung des Fachverlags Vincentz Network. Zeitgleich rechnen Experten vor, dass bis 2030 rund 500.000 Pflegekräfte fehlen werden. Aktuell laufen die letzten Ausbildungskurse in der Altenpflege. Und von den Absolventen der generalistischen Pflegeausbildung werden wohl die wenigsten später in der Altenpflege arbeiten. Demnach steht die Altenpflege in ihrer heutigen Form vor dem AUS.

Wie reagiert der Gesundheitsminister auf diese alarmierenden Zahlen?

Der Bundesgesundheitsminister hat derzeit nur Augen und Ohren für Omikron. Es vergeht kein Tag, an dem Lauterbach nicht irgendwo den Corona-Teufel an eine Medienwand malt und Werbung fürs Impfen macht. Alle anderen Gesundheitsfragen scheinen vollständig ausgeblendet. So auch der Pflegenotstand, der schon lange vor Corona beklagt wurde und jetzt an einen Punkt kommt, der sich mit unseren Grundrechten de facto nicht mehr vereinbaren lässt. Wir sprechen hier von gegenwärtig rund 1 Million Mitbürger*innen, die am Ende ihres Lebens auf Hilfe angewiesen sind und in Heimen versorgt werden. Diese erlebten bereits vor dem „Pflexit“, wie die Personalflucht seit 2021 bezeichnet wird, selten die ihnen zustehende und von ihnen bezahlte, individuelle Versorgung. Auf dem Papier versprechen Heime (immer noch) höchste fachliche und menschliche Qualität. Auch dort, wo das Personal kaum reicht, um eine Satt-Sauber-Pflege zu gewährleisten. Würden die Heimaufsichten nicht immer wieder sämtliche Augen zudrücken, müssten bereits heute in jedem zweiten Heim Aufnahmestopps verhängt oder Wohnbereiche geschlossen werden. Stattdessen lassen es die Aufsichtsbehörden zu, dass fachlich und menschlich gutes Personal verschlissen wird und aussteigt. Die „raubeinigen“ Pflegekräfte, denen es nichts ausmacht, die Alten und Kranken abzufertigen, die kein Mitleid kennen und keine Skrupel haben, werden dann die sein, die in den Heimen das Regiment führen.

Das Pflegeheim, als gefährlichster Ort in der Corona-Krise, bleibt eine Blackbox.

Eugen Brysch, Stiftung Patientenschutz

Nicht alleine der Altenpflege laufen die Fachleute davon. Auch unter den Bedingungen in den Kliniken und Krankenhäusern wollen viele nicht länger arbeiten. Aktuell laufen hunderte Mitarbeiter des Gesundheitswesen bei den wöchentlichen Demos in jeder größeren Stadt mit. Ungeimpfte wie Geimpfte, Pflegefachkräfte wie Ärzte wagen sich aus der Deckung und tragen ihren Unmut vor.  Sie wollen sich nicht länger bevormunden lassen, von Politikern oder praxisfremden Experten. Sie wollen als Fachleute gefragt und in ihrer Kompetenz wertgeschätzt werden. Schließlich sind sie es, die erleben, dass die Corona-Verordnungen mehr schaden als nutzen. Anstatt den beruflichen Experten in den Einrichtungen zu vertrauen, wie es ja früher der Fall war, meinen Politiker den Fachleuten vorschreiben zu müssen, wie sie ihre Arbeit zu machen haben.  

Mit der Impfpflicht fürs Pflegepersonal (§20a IfSG) wurde eine rote Linie überschritten.
Nicht nur bei denen, die sich aus gutem Grunde gegen diese Impfung entschieden haben. Auch vielen anderen dämmert es, dass es bei alledem weder um Gesundheit geht noch um die Verhinderung von Versorgungsengpässen.  

Was kann die Pflege von der Politik erwarten?

Die politischen Führungen in Bund und Ländern haben weder einen Plan A noch einen Plan B; sie schieben den Pflegenotstand einfach weiter vor sich her.  Irgendwie ist es ja trotz allem Lamento immer wieder weitergegangen. Nicht zuletzt deshalb, weil es menschlich ist, hilfebedürftige Angehörige und Kranke nicht einfach im Stich zu lassen. Gemäß der ursprüngliche Bezeichnung „Krankenschwester“ steckt in den meisten eben doch die menschliche Ader, seinen notleidenden Mitmenschen zu helfen.

Der mit Abstand größte Pflegedienst sind die Angehörigen. Von den gut 3 Millionen Pflegebedürftigen werden rund 2 Millionen in ihrem Zuhause betreut. Überwiegend von einem Angehörigen. Diese waren jetzt in der Corona-Zeit besonders gefordert, zumal sich die Heime als gefährliche Orte erwiesen haben. Wer es irgendwie bewerkstelligen konnte, hat die pflegebedürftige Mutter, den Vater etc. rausgeholt. Ohne die ungezählten osteuropäischen Helfer*innen in deutschen Pflegehaushalten wäre das System schon lange zusammengebrochen.

Fast alle der Befragten, 96 Prozent, glauben den Angaben zufolge nicht einmal, dass die Politik die Lage verstanden hat und bemüht ist, sie zu verbessern.

Tageszeigung-Titelbeitrag 14.Jan. 2022

Was können wir selbst tun, um den Notstand zu überwinden?   

Wir können aus der Not eine Tugend machen. Wir können unsere Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen. Wir können uns z. B. auf kommunaler Ebene mit anderen Betroffenen zusammentun und Strategien des gegenseitigen Helfens im Pflegefall entwickeln.

Wir können uns auf die Stärkung des Immunsystems sowie auf natürlichen Heil- und Hilfsmittel besinnen, und so das Risiko chronischer Erkrankung und Pflegebedürftigkeit minimieren.

Wir können uns unabhängig von staatlichen Leistungen machen und z. B. eine eigene „Kasse“ gründen.

Der Staat hat erklärt, die Ungeimpften aussortieren zu wollen. Medizinisches Personal, Pflege- und Betreuungskräfte, die sich nicht zur Impfung erpressen lassen, dürfen ab 16. März 2022 ihren Beruf nicht mehr ausüben. Damit legt der Staat selbst den Grundstein zur Gründung einer Parallelgesellschaft. Mit der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht sehen sich schätzungsweise 20 Millionen Bundesbürger ausgeschlossen aus der Solidargemeinschaft. Und wer nirgendwo mehr hindarf, wo ein Impfausweis gefordert ist, wird im Grunde gezwungen sich eine neue Existenz aufzubauen.

So oder so. Angesichts der krankheitsfördernden Weichenstellung des Gesundheitssystems, des wachsenden Pflegebedarfs und der fehlenden Pflegekräfte werden die Bürger sich selbst behelfen müssen.

Während Gesundheitspolitiker einem unsichtbaren Virus hinterherjagen und Milliarden fürs Testen und Impfen ausgeben, übersehen sie die viel größere Bedrohung durch den sogenannten „Pflexit“.

Bilder von Pflegedemos:

Links zum Thema:

WELT: „Pflexit“ geht weiter: 40 Prozent der Pflegekräfte erwägen ihren Beruf aufzugeben.

Niedersachsen: „Ministerin erkennt den Ernst der Lage nicht oder spielt die Probleme bewusst herunter.“ #Twitter: Pflexit – Raus aus der Pflegehölle

Mit einem offenen Brief haben sich 1800 Pflegekräfte an die 734 Abgeordneten des Bundestags gewandt.

Pflegeethik Initiative Deutschland e.V., 2018: Systemwechsel in der Pflege

Zukunftsvision Adelheid von Stösser, 2010: Gemeindepflegekonzept

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