Intransparenz und Stillstand in der Pflege

Unter dem Titel  Der Pflegestillstand  geht Valerie Henschel der Frage nach, warum sich in der Pflege nichts ändert.  „Endlich greift eine Fernseh-Dokumentation einen zentralen Punkt auf.“, war meine Reaktion auf diesen ZDFzoom Beitrag am 09. Mai 2019.   Es hat einen ebenso einfachen wie plausiblen Grund, dass sich nichts bewegt in der Pflege. „Die Branche braucht Intransparenz damit es so bleibt wie es ist.“, bringt Dr. Wolfgang Wodarg von Transparency das Problem auf den Punkt.

Das herausragende dieser Sendung:
Die Reportage  entlarvt die Pflegeselbstverwaltung sowie den von ihr gebildeten „Qualitätsausschuss Pflege“ als  Geheimbündnis.   Von offiziellen Stellen wird schriftlich sogar angegeben, die sogenannte Pflegeselbstverwaltung sei nicht bekannt.  Und vor dem Gebäude, in dem sich die Mitglieder dieses Geheimbundes in Berlin trafen, wollte niemand mit der ZDF-Reporterin darüber reden, was denn hinter den verschlossenen Türen verhandelt wird. Gegenüber der Pflegeselbstverwaltung in Deutschland sei  der Vatikan äußerst transparent, bekennt der frühere Pflegebeauftragte der Bundesregierung Karl-Josef Laumann (CDU).  Er möchte die Selbstverwaltung zwar nicht abschaffen, sondern fordert vom Gesetzgeber für die nötige Transparenz zu sorgen sowie die Einbeziehung der Pflegebetroffenen.  „Es fehlt die dritte Bank am Verhandlungstisch.“ Der amtierende Pflegebeauftragte Westerfellhaus wurde nicht befragt, er konnten  jedoch im Schatten des Gesundheitsministers  wahrgenommen werden.  Jens Spahn sieht weder in der Zusammensetzung der Pflegeselbstverwaltung noch in den Geheimhaltungsverpflichtungen der Mitglieder des Qualitätsausschuss Pflege ein Problem.  Dabei geht es bei den aktuellen Verhandlungen um die Vereinbarung  der neuen Transparenzkriterien, die anstelle der  Pflegenoten schon 2017 eingeführt werden sollten.  Ohne auch nur einen Hauch von Fantasie aufbringen zu müssen, kann sich jeder vorstellen, dass das neue Kontrollsystem ebensowenig geeignet sein wird, gute von schlechten Heimen und Pflegediensten zu unterscheiden, wie das bestehende.

Solange es zugelassen wird, dass die Player in der Pflege die Spielregeln selbst bestimmen, werden die Rechte der Betroffenen in der erlebten Weise missachtet.  Und der Regierung fällt nichts anderes ein, als  die Bürger durch Erhöhung der Beitragssätze zu nötigen, denen die daran verdienen noch mehr Geld in die Hände zu spielen.  Der amtierende Gesundheitsminister agiert voll auf der Linie seiner Vorgänger und sorgt so  für eine stetige Verteuerung der Pflege.  Die Regierung regiert nicht,  sie spielt nach den Regeln die die Branche vorgibt.

Die Opposition könnte hier mit einer anderen Haltung punkten.  Dass sie dies nicht tut, ist der mangelnden Transparenz geschuldet.  Auch in den Oppositionsparteien sitzen bislang keine Experten, die das System ernsthaft in Frage stellen.  Fehlender Sachverstand beziehungsweise Durchblick sind auch der Grund, weshalb Beiträge in den Medien meistens auf einzelne Symptome konzentriert sind und darum nichts zur Lösung beitragen.

Über Pflegemissstände wird seit Jahrzehnten berichtet.  Insofern waren die  mit verdeckter Kamera eingefangenen Bilder aus einem Heim, eher Beispiele für einen Journalismus, der die kleinen Mängel aufdeckt.  Wer suchet findet immer irgendwo Fehler, schmutzige Waschlappen oder ähnliches. Diese in der Sendung  herausgestellten Mängel, als Missstände darzustellen, lenkt von der eigentlichen Problematik ab.  Im Übrigen ist es ein natürlicher Prozess, dass am Ende des Lebens Hunger und Durst abnehmen. Alte Menschen essen tatsächlich meistens nur noch „halbe Portionen“.  Daraus einen Missstand zu konstruieren, war unpassend und unnötig.

Auch die ZDF-Sendung  volle Kanne  greift den Stillstand in der Pflege auf.  In beiden Sendungen vertritt Claus Fussek wie gewohnt klare Standpunkte.

Wo die Pflegeethik Initiative ansetzen würde, um die Pflege in Deutschland auf einen gesünderen Kurs zu bringen, erfahren Sie hier:  Systemwechsel in der Pflege


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