Gineste-Marescotti: Zuwendungsorientierte Pflege

Rosette Marescotty, Yves Gineste

Nach dem Vorbild von Yves Gineste und Rosette Marescotti

Der Franzose Yves Gineste hat gemeinsam mit seiner Frau Rosette Marescotti Pflegeformen entwickelt, die durchgehend auf der „Philosophie des Menschseins“ (Humanitude) beruhen.  Dieser Ansatz hat das Potential die  funktionalen, körperbezogen Versorgungsstrukturen in Krankenhäuser, Altenheimen und häuslicher Pflege  zu überwinden.  Ärzte, Pflegekräfte und Patienten provitieren gleichermaßen davon.  Und nicht zuletzt können hierdurch Kosten eingespart werden.

Im Vordergrund steht die Qualität menschlicher Beziehungen, durch die Art jemanden anzusehen, zu berühren oder mit ihm zu sprechen.

Die Resultate dieser Methodik sind beeindruckend, sie reichen von einer bis zu 95%igen Verringerung krankhafter Unruhe bei dementen Menschen, über den friedlichen Ablauf kritischer Pflegeakte (Waschen, Essen, Anziehen), bis zur starken Verringerung von Bewegungslosigkeit, Verhütung von Bettlägerigkeit und der Aufrechterhaltung einer non-verbalen Kommunikation, siehe Tabelle aus IPRIM Studie

In 2005 wurde Gineste  von der Regierung Québec (Kanada) beauftragt, die erste Phase der Transformation von Pflegeheimen in „Orte des Lebens“ einzuleiten.  Siehe dazu eine Übersetzung von Auszügen der wissenschaftlichen Evaluation im Universitätszentrum in Quebec.

Fachpresse in Deutschland

Zeit für Zuwendung, Rosemarie Friemel-Liétard im Interview mit Adelheid von Stösser, Heilberufe 2/2007
Pflege auf Augenhöhe, Norbert Höfer, Altenpflege 10/2008
Menschenwürdige Pflege, Adelheid von Stösser, Heimleiter Report 3/2010
Pflege als Beziehungsprozess neu definiert,
Adelheid von Stösser, CAREkonkret 16.04.2010

Der kleine Unterschied, Adelheid von Stösser, Altenpflege 02/2013

Während Humanitude  hierzulande noch eher Befremden auslöst und Reaktionen wie: „Es mangelt nicht an guten Konzepten sondern an der Umsetzung“, weiß man in Frankreich und französisch sprechenden Nationen den Wert dieses Ansatzes mehr und mehr zu schätzen. Presse und Fernsehen berichten regelmäßig über an Wunder gleichende positive Veränderungen in den Pflegeheimen und Krankenhäusern, die diese Methodik eingeführt haben. Ärzte und Pflegepersonal sind begeistert über die enorme Wirkung und die durchgehende Verbesserung der Begegnungsqualität.

In Deutschland gibt es inzwischen auch 3 Fachkräfte, die die Ausbildung zum  Humanitude-Trainer in Frankreich absolviert haben und für Schulungen in Einrichtungen zur Verfügung stehen. Über die Erfahrungen während der Einführung  in einem Pflegeheim, habe ich vor kurzem einen Bericht verfasst, den ich nach Erscheinen in der  Altenpflegezeitschrift 2/13 -verlinken werde.

Französisch sprechende Interessenten finden weitere Informationen zum Pflegekonzept und der Institution Gineste-Marescotti unter:

www.igm-formation.net

www.cec-formation.net

Persönliches Fazit

Ich würde uns wünschen, dass die Grundgedanken von Humanitude als Basisbestandteile in Theorie und Praxis von Medizin und Pflege  Eingang finden. Denn wenn es eine Lehre schaffen kann, die Betreuung von Menschen mit Demenz auf ein  humanes Fundament zu stellen, dann diese.

Adelheid von Stösser 14.11.2012

 

2 Kommentare

  1. Zu Ihrer Frage, Herr Staudt: Claudia Stegmann-Schaffer, Heimleiterin des Seniorenpflegeheims St. Maria in Dietenheim bei Ulm, hat die Ausbildung in Frankreich absolviert und das gelernte anschließend in der Einrichtung eingeführt. Über diesen Einführungsprozess und die Erfahrungen der Mitarbeiter erscheint im Februar ein Bericht in der Altenpflegezeitschrift. Die Einführung in weiteren Einrichtungen ist geplant. In Deutschland setzt sich der Pflege-SHV für die Bekanntmachung dieses Pflegeansatzes ein.

  2. 7 hochinteressante Blogbeiträge habe ich jetzt hier gelesen . . . und keiner der bisherigen Leser oder Leserinnen hat sich bisher die Mühe gemacht, wenigstens einen dieser Beiträge zu kommentieren?
    Nun, dieses ist eine junge Seite . . . aber dennoch . . .
    Es ist dieses Nicht-Engagement, welches noch zu viele Pflegeheimbetreiber ruhig schlafen läßt!
    Lesen: Ja.
    Betroffen sein: Ja.
    Antworten: ? ? ?

    Nun, ich bin bereit, mich zu outen, wie man so schön sagt, und kommentiere hier nun stellvertretend für die „Schweigende Mehrheit“ diese Vorstellung des Pflegemodells von Yves Gineste und Rosette Marescotti.

    Und jetzt kommt meine ernstgemeinte Frage:
    In welchem deutschen Pflegeheim wird diese „Zuwendungsorientierte Pflege“ nach Yves Gineste und Rosette Marescotti auch nur ansatzweise wirklich praktiziert?

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