Wo steuert die Wohlfahrt hin?

Hätten unsere Wohlfahrtsverbände zur Zeit ihrer Gründung in gleicher Weise die eigene Wirtschaftlichkeit vorangestellt,  wie sie das heute tun, würde es sie nicht geben.   Damals – als es noch keine Kranken- geschweige den Pflegeversicherung gab, entstanden ehrenamtliche Hilfsorganisationen wie Caritas und Diakonie, die sich „für Gottes Lohn“ der Armen und Ärmsten annahmen.  Dieser ursprüngliche Geist ist  inzwischen gänzlich verschwunden. Aus den Wohlfahrtsverbände entwickelten sich Wirtschaftunternehmen, die allesamt  in erster Linie das  Ziel verfolgen,  ihren  Anteil am Pflegemarkt zu mehren.  Was sich nicht rechnet, wird aufgegeben.  Da helfen Proteste mit Appellen an die Leitgedanken von einstmals wenig, auch wenn diese immer noch nachzulesen sind auf den Internetseiten oder in den Broschüren sämtlicher Einrichtungen der Wohlfahrtspflege.   An zwei Beispielen aus jüngster Zeit kann dies kurz gezeigt werden:

1. Bürgerprotest gegen die Schließung des Paulusheimes in Bonn.   Die der Caritas angehörende Alexianer GmbH, will dieses zentral, für Bewohner und Angehörige gut gelegene und integrierte Heim verkaufen bzw. in Luxuswohnungen umwandeln, weil die Immobilie auf diese Weise wesentlich größere Gewinne verspricht.  Report Mainz hat den Fall am 21.05.2013 in diesem Beitrag aufgegriffen.

2. Mit diesem  OffenerBrief an den Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Augsburg, hoffen die Hausärzte die  Schließung eines wohnortnahen, kleinen Pflegeheimes abzuwenden.  Hauptargument:  Eine vergleichsweise  vertraute, familiäre Atmosphäre wie in dieser kleinen Einrichtung, könne keine der größeren Heime im Umkreis bieten.  Pfarrer Graßmann legt in seinem AntwortbriefSohnlesiedlungDiakonie dar, warum sich das Heim nicht rechnet.  Sein Credo: Masse statt Klasse.  So verständlich seine Argumente auf den ersten Blick erscheinen, es gibt zum Glück auch Beispiele, die zeigen, dass dort wo ein Wille ist auch Mittel und Wege gefunden zu werden, um beliebte kleine Einrichtungen zu erhalten.
Es geht auch anders:  Das Richard-Bürger-Heim in Stuttgart, mit zunächst 45 Plätzen hat da eine andere Rechnung aufgemacht.  Diese Wohnetage für Menschen mit Demenz mitten im Bürgerhaus von Feuerbach, wird zur Zeit aufwändig umgebaut, weil sich Heimleiterin, Angehörige und Mitarbeiter wegen der zentralen Lage für den Erhalt stark gemacht haben.  Ihr Credo: „Demenzkranke Menschen gehören in unsere Mitte.“   Auch hier werden die meisten Doppelzimmer in Einzelzimmer umgewandelt, wodurch das Heim zwangsläufig  kleiner und vermutlich auch teurer werden wird.

Wer sich über Hintergründe und weitere Zusammenhänge interessiert, dem empfehle ich das Buch von Eva Müller, GOTT hat hohe Nebenkosten.

 

 

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