Ich habe Ihre Seite mit Interesse gelesen und möchte meinerseits einen Erfahrungsbericht beisteuern.
Mein demenzkranker Vater wurde auf die Innere ins Krankenhaus eingeliefert. Ich und eine weitere Angehörige waren den ganzen Tag da, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern. Zu später Abendstunde, als wir dann endlich gegangen waren, hat man ihm gewaltsam einen Blasenkatheter gelegt. Er hat die Situation nicht begriffen, wusste gar nicht, wo er war und wer die Menschen waren und hat sich daher gewehrt, woraufhin Gewalt angewandt wurde, ohne uns, die Angehörigen, zu informieren. Allein die Vorstellung lässt mich heute noch nicht schlafen. Als wir schließlich wieder zu Besuch kamen, lag er gefesselt und völlig apathisch im Bett, während sich die Pflegekräfte beschwerten: „Der hat den Arzt beleidigt!“ Überhaupt gehörten Fixierungen dort zum Standard, als wir eines Abends ankamen, lagen ca. 10 Menschen fixiert in ihren Betten (was wir gut sehen konnten, da alle Türen aufstanden).
Unser Ansinnen den Vater zuhause zu pflegen wurde nicht unterstützt (zu der Klinik gehörte auch ein Altemheim, das verdienen wollte) Reha-Maßnahmen wurden nur auf ganz massiven Druck unsererseits eingeleitet.
Nach kurzzeitiger Verbesserung hat sich sein Zustand jedoch im weiteren Verlauf verschlechtert. Wichtige Gespräche über lebenserhaltende Maßnahmen etc. wurden im Folgenden mit uns durch Assistenzärzte auf dem Flur durchgeführt. Ich habe nicht einmal mit einem Oberarzt geredet bzw. nicht einmal die Möglichkeit gehabt, mich in einem geschlossenen Raum hinzusetzen, während mir die Nachricht von einem baldigen Ableben übermittelt wurde. Schließlich wurde er in ein anderes Krankenhaus gebracht, wo ihm eine PEG gelegt wurde, ohne dass wir damit einverstanden waren. Das andere Krankenhaus hat ihn dann wieder zurücktransportiert und im ersten Krankenhaus wurden wir Angehörigen daraufhin von einem Arzt angeschrien, was denn dieser Mann (Kostenfaktor) wieder hier wollte und schließlich sprachlos auf dem Flur stehen gelassen.
Die ganze Station war schlecht organisiert, rote Lampen brannten ununterbrochen und andere Demenzkranke spielten mit den Urinproben, die offen auf Wägen auf dem Flur standen. Letztendlich hatte mein Vater „das Glück“ sich einen MRSA-Keim einzuhandeln, woraufhin er auf die Isolierstation gelegt wurde, wo endlich genügend Personal vorhanden war und von wo aus auch ein Kontakt zur Palliativstation hergestellt wurde, sodass mein Vater letztendlich in Würde zuhause sterben konnte.
Nach diesen Erlebnissen habe ich sämtliches Vertrauen in deutsche Krankenhäuser verloren und bete jeden Tag dafür, niemals ohne die Unterstützung von Angehörigen in einem solchen zu landen! Es ist unfassbar, dass man in diesem Land mit dieser Vergangenheit so schwer in Würde altern und so schwer in Würde sterben kann.
Ich finde Ihre Arbeit daher sehr sinnvoll und hoffe, dass sie dadurch dass Verständnis und das Bewusstsein für demenzkranke Menschen in unserer Gesellschaft erhöhen könne
Mit freundlichen Grüßen
D. F.
Der Unterschied zwischen professionellem und unterdrückendem Umgang mit aggressivem Verhalten im Pflegealltag zeigt u.a. dieses Video:
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